Pilzsaison

Feurige Wildsteaks
So schmeckt der Wald – Wild in die Grillsaison
1. Juli 2021
„Baum fällt!“ – wie und warum Dein Wanderweg manchmal gesperrt wird
10. Mai 2022
Pilze im Wald

Aus der Serie: So schmeckt der Wald

Meine Wertschätzung hat der Wald: Er ist wichtiger Klimaschützer, Lieferant des Materials für meine Möbel und mein wichtigster Helfer in Sachen nachhaltigem und klimafreundlichem Leben. Auch in Sachen Geschmack bietet der Wald mir einiges. Ich erweitere meine überwiegend regionale Küche mit leckeren Dingen aus dem Wald.

Es zeichnet sich langsam aber sicher ab, der Herbst steht vor der Tür…

Bei meinen letzten Spaziergängen konnte ich es schon deutlich wahrnehmen. Im Wald riecht es nach Herbst, nach feuchtem Boden, nach sich zersetzendem Laub – nach Pilzen. Im Herbst erreicht die Pilzsaison einen Hochpunkt und zahlreiche Pilz-Aficionados zieht es nach draußen. Die Aussicht auf volle Körbe und leckere Pilzgerichte lockt selbst bei kühlem und regnerischem Wetter ins Dickicht und zwischen die langsam erkahlenden Bäume. Sie wollen auch damit anfangen? Na, dann los!

Herbst, Wald und Pilze – ein besonderes Naturerlebnis

Der herbstliche Wald verführt uns – bunte Farben, raschelnde Blätter, warm erdige Gerüche und die Aussicht auf die letzten richtig kraftvollen Sonnenstrahlen vor dem Winter schmeicheln unseren Sinnen und machen die Waldbesuche zu einem besonderen Erlebnis.

Schnüren wir unsere Wanderschuhe, stecken die Pilzmesser in die Outdoorhosentaschen und dann ab in den Wald zum Sammeln!

Auch Pilze fühlen sich nämlich im herbstlichen Wald wohl und wachsen auf dem feuchten, nährstoffreichen Waldboden gen Kronendach. Feuchtwarme Temperarturen und ausreichend Niederschlag lassen die Chancen auf Pilzfunde steigen. Für das Pilzwachstum sind Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad ideal; unter 5 oder über 25 Grad wirken sich eher hemmend auf das Wachstum der Pilze aus. Optimal ist es auch, wenn es über mehrere Tage geregnet hat, mit Mengen über 10 Liter pro Quadratmeter.

Mit der richtigen Ausrüstung macht die Jagd auf Pilze noch mehr Spaß. Was sich immer gut macht: ein Stoffbeutel oder ein kleiner Korb, um die kostbaren Funde zu verstauen. Auf jeden Fall sollte das Material luftdurchlässig sein. Pilze zersetzen sich schnell… es entstehen gefährliche Stoffe, die unserer Gesundheit schaden können. Mit einem Pilzmesser mit kleiner Bürste kann man einen Teil der Putzarbeit schon im Wald erledigen. So bleibt der Schmutz zum größten Teil im Wald und zuhause kommt man schneller an den warmen Teller.

Mit warmen Klamotten und festem Schuhwerk sammelt es sich besser und vor allem länger. Wer weiß, was sich in der nächsten Dickung finden lässt und beim Stapfen durchs Laub lohnen sich wasserfeste Schuhe.

Beachten Sie, dass die Menge an Pilzen, die gesammelt werden dürfen, begrenzt ist. Informieren Sie sich am besten in Ihrem Bundesland nach der Begrenzung der Menge. Neben der Menge gibt es auch räumliche Einschränkungen. Das Sammeln in Naturschutzgebieten ist nicht erlaubt. In bewirtschafteten Wäldern dürfen Sie sammeln. Verhalten Sie sich aber respektvoll, ruhig und achtsam ihrer Umgebung gegenüber. Die Pflanzen und Tiere des Waldes danken Ihnen.

Ein Bestimmungsbuch oder eine Bestimmungsapp helfen dabei, das Wissen über Pilze zu erweitern und sich notfalls nochmal abzusichern.

Falls Sie sich schon immer mal gefragt haben sollten „Schneiden oder Drehen?“. Hier die Antwort: Schneiden ist besser für das Myzel, Drehen ist besser, wenn noch bestimmte Merkmale erhalten werden sollen. Diese Merkmale helfen Experten, wie Pilzsachverständigen, bei der Bestimmung der Art.

Der eigentliche Pilz befindet sich unter der Erde. Was wir sehen, ist nur der Fruchtkörper, über den die Sporen verbreitet werden und über die sich der Pilz neue Lebensräume erschließt. Diesen oberirdischen Fruchtkörper bezeichnen wir also fälschlicherweise als Pilz, der sich eigentlich unterirdisch mit seinen Hyphen (Myzel) im Waldboden ausbreitet.

Sammeln und verzehren Sie nur Pilze, bei denen Sie sich absolut sicher sind! Gehen Sie ans Thema Pilzesammeln selbstverantwortlich heran, haben Sie Respekt, aber keine Angst. Wenn Sie noch keine Erfahrung haben und anfangen wollen, sich ihre eigenen Pilzgerichte zu sammeln, dann besuchen Sie doch mal eine professionell geführte Pilzwanderung oder gehen Sie mit einem Menschen aus Ihrem Umkreis in den Wald, der schon Erfahrungen mit dem Sammeln hat. Stellen Sie Fragen, beobachten Sie und lernen Sie dazu. Es lohnt sich.

Lernen Sie die Klassiker kennen: Steinpilz, Pfifferling, Espen-Rotkappe, Maronenröhrling, Birkenröhrling. Vorteil: Außer dem Pfifferling handelt es sich nur um Röhrenpilze. In dieser Gruppe gibt es wenig ungenießbare Exemplare.

Experimentieren sie mal mit dem Schwefelporling, der nicht umsonst auch „chicken of the woods“ genannt wird, oder mit der Krausen Glucke. Dieser Pilz lohnt sich! … auch wenn man ihn vor dem Verzehr fleißig putzen muss. Wenn Sie Glück haben, dann gibt es auch den nächsten Austernseitling aus dem Wald und nicht aus dem Supermarkt.

Pilzsachverständige helfen bei der Bestimmung von Pilzen. Wo Sie den nächsten finden können, das verrät die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Dort gibt es auch aktuelle und interessante Fakten aus dem Pilzuniversum.  

Steinpilze sind genügsam. Man findet sie in der Regel unter Fichten, aber im Flachland auch unter Buchen und Eichen.

Die Marone: auch diesen Pilz findet man vornehmlich in Nadelwäldern. In Fichtenwäldern sowie unter Lärchen wird man oft fündig.

Wenn man den Pfifferling finden will, dann sollte man sich in der Nähe von Laubbäumen umsehen (z.B. Eichen und Buchen) – er verschmäht aber auch nicht die Nähe zu Nadelbäumen wie der Kiefer.

Krause Glucke sucht man am besten an den Füßen von Baumstämmen oder Baumstubben – halten Sie Ausschau an Kiefern, Douglasien oder Fichten.

! Achtung ! Wir können hier keine Erfolgsgarantie geben – Hilfreich ist der Blick in ein Bestimmungsbuch allemal. In ihnen sind die Standortansprüche der verschiedenen Pilze aufgeführt. So lässt sich der nächste Waldbesuch bei Ihnen in der Nähe vielleicht nach den vermutlich vorkommenden Pilzsorten planen.

Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie mal keinen essbaren Pilz finden sollten. Irgendeinen Pilz entdeckt man immer – Anlass genug, kurz fasziniert innezuhalten und sich der Wirkung der Pilze im Gefüge Wald und in Sachen Klimaschutz bewusst zu werden.

Besser-wissen: Pilze verbessern die Nährstoff- und Wasseraufnahme von Bäumen. Pilze (Mykorrhiza) umwachsen die Wurzeln fast aller Waldbäume, was den Bäumen dabei hilft, besser Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Das Pilzgeflecht vergrößert die Oberfläche und verschafft dem Baum einen Vorteil. Das feine Pilzgeflecht durchdringt den Boden auch besser als Wurzeln es können, Der Pilz wird vom Baum dafür mit Kohlenhydraten versorgt. Der Vorteil: Bäume überstehen Dürre und Hitze so besser und können besser wachsen. Umso schneller Bäume wachsen, umso mehr können sie das klimaschädliche CO2 aus der Luft aufnehmen und in Form von Kohlenstoff in Blätter, Zweige, Holz einbauen.
Nutzen wir das Holz, bleibt dieser Kohlenstoff der Atmosphäre entzogen.

Bildnachweis

BildUrheberQuelle
Pilze im WaldKlaus-Peter Kappestkappest fotografie